Die geburtenstarken 1960er Jahrgänge führen auch in Neu Wulmstorf dazu, dass der Anteil von Senioren und Seniorinnen bis 2040 auf etwa ein Drittel der Bevölkerung zunehmen wird. Kommunale Pflegepolitik muss sich auf diese demografische Veränderung einstellen sowie Pflege und Haushaltsversorgung sicherstellen.

Häusliche Pflege braucht verlässliche Entlastungen

Pflegebedarf im Alter beginnt oft langsam. Zuerst ist Hilfe im Haushalt erforderlich. Körperliche oder demenzielle Beeinträchtigung machen pflegerische Hilfe erforderlich, bis hin zur 24-Stunden-Betreuung. Viele Pflegebedürftige wollen gern in ihrer eigenen Wohnung bleiben. Gleichgültig ob sie von Angehörigen unterstützt werden oder nicht. Haushaltshilfe und Pflege müssen den Bedürfnissen derer entsprechen, die sie benötigen. Wir werden deshalb die Ansiedlung professioneller Haushalts- und Pflegedienstleister in unseren Wirtschaftsförderungsplan mit aufnehmen und damit zugleich das Angebot guter Arbeit vor Ort fördern. Pflege, Haushalt und Betreuung sind verantwortungsvolle Berufe – systemrelevant, wie die Corona-Krise zeigte.

Stationäre Pflegeeinrichtungen für dauerhafte und temporäre Pflege

Die Pflegeversicherung setzt auf den Vorrang häuslicher vor stationärer Pflege (§ 3 SGB XI). Pflegesachleistungen sollen die Familie dabei unterstützen. Mit fortschreitendem Krankheitsverlauf oder Pflegebedarf im höheren Alter wird die stationäre Unterbringung jedoch oft unvermeidlich. Unsere Wirtschaftsförderung wird sich dafür stark machen, dass stationäre Einrichtungen für dauerhafte oder temporäre Pflege ausreichend verfügbar sind. Dazu gehört auch die Tagespflege, denn die Anzahl demenziell Erkrankter nimmt mit der erfreulicherweise steigenden Lebenserwartung ebenfalls zu.

Pflege und Behinderung dürfen die Familien nicht arm machen

Die Pflegeversicherung trägt einen Teil der Pflegekosten. Menschen mit Behinderung haben vergleichbare Ansprüche. Aber es bleiben Eigenanteile zu zahlen, die Pflegebedürftige und Angehörige oft überfordern. Ersparnisse und Einkommen werden aufgebraucht. Viele Familien, insbesondere Frauen, übernehmen deshalb die Versorgung selbst, mit dem Risiko der eigenen Altersarmut wegen Erwerbsunterbrechung. Eine wichtige Aufgabe professioneller Pflege vor Ort ist deshalb, die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege für die Angehörigen zu fördern. Auch für wohnortnahe Arbeitsmöglichkeiten, beispielsweise in Co-Working-Spaces (Büros, die zeitlich befristet zum digitalen Arbeiten gemietet werden können), wollen wir durch unsere Wirtschaftsförderung sorgen.

Respekt für jedes Alter ist unverzichtbar

Pflegebedürftige brauchen eine verlässliche und hochwertige Infrastruktur. Hinter guter Pflege und medizinischer Versorgung stehen immer Menschen. Auch für sie müssen wir sorgen: Für die pflegenden Angehörigen sowie die professionellen Pfleger und Pflegerinnen bis zu den niedergelassenen Ärzten und Ärztinnen.