Die „16-Tage Kampagne gegen Gewalt an Frauen“ vom 25. November bis 8. Dezember 2022 macht uns aufmerksam: Jede Frau hat ein Recht auf ein Leben ohne häusliche Gewalt. Und selbstverständlich auch jeder Mann.

Für die Opfer ist die häusliche Sicherheit nicht gewährleistet, ein Umstand, der das ganze Leben beeinträchtigt. So berichtete das Bundeskriminalamt für 2020 (bereits unter Corona-Bedingungen) von über 148.000 Opfern körperlicher und/oder psy-chischer Misshandlung im Familienkontext, 61 Prozent davon als vorsätzliche Körperverletzung, 22 Prozent als Bedrohung, Stalking und Nötigung und 0,3 Prozent, konkret 444 Todesfälle wegen Totschlag und Mord. In 80 Prozent aller Fälle sind Männer die Täter. Das basiert meist auf einem veralteten Verfügungsanspruch gegenüber Frau und Kindern.

Die Corona-Zeit brachte erschwerte Bedingungen mit sich. Damit befassten sich bereits die SPD-Ratsfrauen in Neu Wulmstorf in einem ihrer Vernetzungstreffen. In 2021 sollen die durchschnitt-lichen Zahlen um knapp fünf Prozent gestiegen sein. Insbesondere Kinder litten unter der Kon-taktarmut und den beengten Verhältnissen, wenn das ganze Leben plötzlich zu Hause ablaufen musste. Verantwortlich dafür sind auch finanzielle Engpass-Situationen. Es kommt zu Verhaltens-auffälligkeiten, zu viel Medienkonsum bis hin zu Alpträumen. Auch Rückzugsmöglichkeit fehlten. Zudem wird über Fälle berichtet, wo pflegende Angehörige wegen Ausfall von ambulanten Diensten, Gemeinschafts- und Tagespflegeangeboten unter Überforderung litten, was auch mit einem Gewaltpotential einhergehen kann.

Frauen und so in vielen Fällen auch ihre Kinder leben im Durchschnitt sieben Jahre mit der Ge-walt des Partners, bevor sie sich daraus befreien können. Sensibilisierung ist erforderlich, und zwar der betroffenen Frauen selbst, des jeweiligen Umfelds und auch der kommunalen Instituti-onen. Beratungsangebote müssen für Frauen erreichbar sein, beispielsweise nicht nur vormit-tags, wenn, wie in Neu Wulmstorf, die meisten Erwerbstätigen Pendlerinnen sind. Viele wenden sich deshalb auch an die Institutionen in Hamburg. Ein politisch zu lösendes Problem ist die nicht einheitliche und jeweils zeitlich begrenzte Finanzierung der Frauenhäuser. Der Landkreis Harburg hat bisher ein Frauenhaus mit acht Plätzen bzw. 24. Betten, da die Kinder meist mit untergebracht werden müssen.

Die Bedarfe sind deutlich: Ein weiteres, inklusives Frauenhaus ist erforderlich sowie dezentrale Schutzwohnungen nach Frauenhausstandard. Für Betroffene, die nicht sofort oder gar nicht in ein Frauenhaus aufgenommen werden können, z.B. wegen Suchterkrankung oder Alter der Kin-der braucht man dezentrale Krisenwohnungen. Vor allem muss die Präventionsarbeit ausgebaut werden. Dafür setzt Ihr SPD-Ortsverein sich weiterhin ein.

Was tun bei häuslicher Gewalt in der Nachbarschaft?

Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist KEINE Privatsache! Einmischen hilft. Auch ein kleiner An-stoß kann große Wirkung haben: Sprechen Sie betroffene Personen, wenn sie alleine sind, vor-sichtig an und fragen, ob alles in Ordnung ist. Erste Anlaufstellen in Neu Wulmstorf, die bei Be-darf an Fachberatungsstellen und Täterberatungsstellen für Männer weiterleiten, sind:

Courage e. V. Kinder Eltern Kontaktstelle und Migrationsberatungsstelle, Tel. 040/ 728 28 177, Familien & Kinderservicebüro Tel. 040/ 700 780. Courage bietet bereits Trennungsbegleitung an, auch den begleiteten Umgang der Väter mit ihren Kindern. Ansprechpartnerin ist zudem die Gleichstellungsbeauftragte der Gemeinde Neu Wulmstorf unter 040 700 78 440 oder gleichstellung@neu-wulmstorf.de